Japan Covid-19 Newsletter, 09. April 2020

----------(English below)--------------


Guten Morgen nach Europa,

hier sind die aktuellen Corona-Nachrichten aus Japan:


Die Zahl der bestätigten Neuinfektionen in Japan ist weiter auf 499 Personen am Tag angestiegen. Zwei Personen in Tokio und zwei Personen in Osaka sind verstorben, wodurch die Zahl der Verstorbenen insgesamt auf 85 angestiegen ist. Insgesamt gibt es nun landesweit 4.768 Corona-Fälle. Rechnet man die Zahlen der Diamond Princess hinzu, so ergibt sich eine Gesamt-Fallzahl von 5.440 bei 96 Verstorbenen. Besonders stark stieg der Fallzahl in Tokio (144 Personen), Kanagawa (48 Personen), Osaka (43 Personen), Saitama und Chiba (jeweils 33 Personen), Fukuoka (25 Personen) und Aichi (20 Personen). (MHLW: Link; Für Tokio wurden heute leider noch keine detaillierten Zahlen veröffentlicht.) Die Regierung Abe hat zwar die Durchführung von mehr Tests angekündigt, aber bisher scheinen die Testkriterien nicht ausgeweitet worden zu sein.

Außer den vom Notstand betroffenen Präfekturen haben momentan weitere 18 Präfekturen, also insgesamt 25, ihre Bürger zu verschiedenen Ausgangsbeschränkungen aufgerufen. In einigen Präfekturen betrifft dies nur Risikogruppen oder Rückkehrer aus den vom Notstand betroffenen Präfekturen, andere Präfekturen haben ihre Bürger im Allgemeinen dazu aufgerufen, soweit wie möglich zuhause zu verbleiben. Dies betrifft u.a. die Präfekturen Kyoto, Aichi, Hokkaido, Okayama, Kagoshima, Yamagata und Ishikawa. (Yomiuri Shimbun, 09. April 2020; Die Zeitung liefert leider keine komplette Aufzählung und bin leider auch im Internet nicht auf eine zufriedenstellende Liste gestoßen. Vielleicht weiß da hier jemand von den Lesern mehr?)

Nach Ausrufung des Notstandes kam es zu Spannungen zwischen der Zentralregierung und den sechs anderen vom Notstand betroffenen Präfekturen auf der einen Seite und der Regierung der Präfektur Tokio auf der anderen. Grund ist einerseits das Vorpreschen Tokios mit der Aufforderung mehr Geschäfte zu schließen als von der Zentralregierung vorgesehen. Die Zentralregierung fürchtet die wirtschaftlichen Auswirkungen von weitgehenden Geschäftsschließungen. Andererseits wurde Tokios Vorpreschen dabei, Restaurants, die freiwillig ihre Öffnungszeiten verringern, Subventionen in Aussicht zu stellen, von anderen Präfekturen kritisiert, da diese unter Zugzwang gesetzt wurden. Der Gouverneur von Kanagawa, Kuroiwa Yuji 黒岩裕治, hat bereits mitgeteilt, dass er keinen finanziellen Spielraum besitzt um solche Subventionen anzubieten.
Die anderen sechs vom Notstand betroffenen Präfekturen haben ihre Bürger aufgefordert soweit wie möglich zuhause zu bleiben, aber im Allgemeinen bisher keine Geschäfte zur Schließung aufgefordert. Stattdessen haben sie angegeben erst einmal abwarten zu wollen, wie sich die geforderte Ausgangsbeschränkung auf die Infektionszahlen auswirkt. Sie forderten von der Zentralregierung Entschädigungen für Geschäftsschließungen und abgesagte Veranstaltungen. (Yomiuri Shimbun, 09. April 2020)


Soweit zu den wichtigsten Nachrichten des Tages. Hier noch ein paar nützliche oder interessante Links:

Eine nützliche Seite der Präfektur Tokio, in der Informationen rund um Covid-19 gesammelt werden, u.a. die Zahl der durchgeführten Tests: https://stopcovid19.metro.tokyo.lg.jp/en/. (Auf diesen Link hat mich freundlicherweise ein Leser aufmerksam gemacht.)

Eine Internetseite, die die Auslastung an ICU-Betten in ganz Japan wiedergibt. https://www.stopcovid19.jp/. Hierbei handelt es sich scheinbar um eine nicht-staatliche Initiative. Wie ersichtlich wird, sind die Krankenhäuser in den Präfekturen Tokio, Kanagawa, Gifu, Kyoto und Fukuoka derzeit deutlich überlastet. Allerdings sind zumindest die neuen ICU-Betten, die laut der Gouverneurin von Tokio seit Anfang der Krise in Tokio neu eingerichtet wurden, nicht mit einberechnet. (Auf diesen Link hat mich freundlicherweise derselbe Leser wie beim obigen aufmerksam gemacht. Vielen Dank!)

Hiermit möchte Sie auch noch einmal auf den Corona-Bot aufmerksam machen. Wenn Sie als Ausländer in Japan unterwegs sind und Corona-Symptome zeigen oder bloß nach Informationen suchen, könnte dieser Chatbot für Sie hilfreich sein. Er fragt Sie nach Krankheitssymptomen ab und empfiehlt Ihnen dann eine Hotline, an die sie sich zur Beratung oder Diagnose wenden können. Er ist über Amazon Alexa und Line kostenlos in den Sprachen Japanisch, Englisch, Deutsch und Mandarin verfügbar. Mehr Informationen hier http://www.easydialog.org/coronabot/ . Das hier ist keine bezahlte Werbung. Ich fand die Idee bloß super-hilfreich und verbreite sie gerne weiter, denn am Ende könnte es vielleicht tatsächlich Leben oder zumindest Nerven retten.


Noch eine kurze Anmerkung, bevor der Newsletter zu Ende ist.

Ich denke, dass es wichtig ist, dass wir nicht vergessen, dass hinter all diesen Zahlen immer Menschen und Einzelschicksale stecken. Paradoxerweise ist es ja so, dass man diese einfache Wahrheit vergisst, je höher die Zahlenwerte ansteigen. Es fühlt sich für mich jedenfalls etwas makaber an, immer diese Zahlenwerte aus der Zeitung oder Statistik abzuschreiben, bei denen man doch eigentlich nichts erfährt über die Menschen, die dahinter stecken.
Hinter jedem Krankheitsfall und jedem Verstorbenen stecken noch umso mehr Familienmitglieder und Freunde, die an dem Leiden der Kranken Anteil nehmen und wahrscheinlich nicht die Möglichkeit haben, direkt mit den Kranken im Krankenhaus zu sprechen. Dass da ungemeines seelisches Leid hinter den Zahlen der Erkrankten stecken muss, die im Krankenhaus isoliert werden müssen und nur gelegentlich Kontakt zu Krankenhauspersonal in „Raumanzügen“ haben können und häufig sehr schmerzvolle Behandlungen über sich ergehen lassen müssen. Natürlich steckt hinter diesen Zahlen auch bis an die Grenzen überfordertes Krankenhauspersonal.
Ich hoffe, dass wir nicht vergessen, dass hinter fast jeder Zahl ein oder mehrere solcher Schicksale stecken.


Das war jetzt ein ziemlich düsterer Abschluss, aber ich wünsche Ihnen und allen ihren Freunden und Verwandten trotzdem einen schönen und gesunden Donnerstag.
Mit besten Grüßen,

Wolfgang Thiele








Get the newsletter by e-mail:
____________________________



Good morning to Europe and the World,

here are the latest Corona news from Japan:


The number of confirmed new infections in Japan has increased to 499 people a day. Two person in Tokyo and two person in Osaka have died, bringing the total number of deaths to 85. There are now a total of 4,768 Corona cases nationwide. If you add the numbers of the Diamond Princess, the total number of cases is 5,440 for 96 deceased. The number of cases rose particularly sharply in Tokyo (144 people), Kanagawa (48 people), Osaka (43 people), Saitama and Chiba (33 people each), Fukuoka (25 people) and Aichi (20 people). (MHLW: link; Unfortunately, no detailed figures have been published for Tokyo today.) The Abe government has announced that more tests will be carried out, but so far the test criteria appear to not have been altered.

In addition to the prefectures affected by the emergency, a further 18 prefectures, i.e. a total of 25, have called on their citizens for various exit restrictions. In some prefectures, this only affects high-risk groups or returnees from the prefectures affected by the emergency; other prefectures have generally asked their citizens to stay at home as much as possible. This affects among others the prefectures of Kyoto, Aichi, Hokkaido, Okayama, Kagoshima, Yamagata and Ishikawa. (Yomiuri Shimbun, April 9, 2020; Unfortunately, the newspaper does not provide a complete list and I did not find a satisfactory list on the Internet. Perhaps one of the readers knows more?)

After the emergency declaration tensions arose between the central government and the six other prefectures affected by the emergency on one side and the government of Tokyo prefecture on the other. The reason is, on the one hand, Tokyo’s initiative in requesting more businesses to close than the central government has intended. The central government is afraid of the economic impact of extensive business closures. On the other hand, Tokyo's rush to offer subsidies to restaurants that voluntarily reduce opening hours has been criticized by other prefectures for putting them under pressure. The governor of Kanagawa, Kuroiwa Yuji 黒岩裕治, has stated that he has no financial leeway to offer such subsidies.
The other six prefectures affected by the emergency have urged their citizens to stay at home as much as possible, but have generally not asked businesses to close. Instead, their governments stated that they want to wait and see how the required exit restriction affect the number of infections. They demanded compensation from the central government for business closures and canceled events. (Yomiuri Shimbun, April 9, 2020)


So much for the news of the day. Here are some useful or interesting links:

A useful web-page by Tokyo Prefecture that collects information related to Covid-19, including the number of tests performed: https://stopcovid19.metro.tokyo.lg.jp/en/. (A reader kindly drew my attention to this link.)

A website that shows the utilization of ICU beds across Japan. https://www.stopcovid19.jp/. This is apparently a non-governmental initiative. As can be seen, the hospitals in the prefectures of Tokyo, Kanagawa, Gifu, Kyoto and Fukuoka are currently significantly overloaded. However, at least the new ICU beds, which according to the governor of Tokyo have been set up in Tokyo since the beginning of the crisis, are not included. (This link was kindly provided by the same reader as above. Thank you!)

I would still like to draw your attention to the Corona bot. If you are a foreigner in Japan and show corona symptoms or are just looking for information, this chatbot could be helpful for you. It asks you about symptoms of illness and then recommends a hotline you can contact for advice or diagnosis. It is available free of charge in Japanese, English, German and Mandarin via Amazon Alexa and Line. More information here under this link. This is no paid advertising. I just found the idea super-helpful and like to spread it, because in the end it might actually save lives or at least nerves.


A short note before the newsletter ends.

I think it is important that we do not forget that behind all these numbers there are always people and individual fates. Paradoxically, the higher the numerical values rise, the easier one forgets this simple truth. In any case, everyday, it feels a bit macabre to me to copy these figures from the newspaper or statistics, when you actually don't learn anything about the people behind these figures.
Behind every case of illness and every deceased there are even more family members and friends who take part in the suffering and probably do not have the opportunity to speak directly to the sick in the hospital. That there must be tremendous mental suffering behind the numbers of the hospitalized, who have to be isolated and can only occasionally come into contact with hospital staff in "space suits" and who often have to endure very painful treatments. Of course, there’s also completely overwhelmed hospital staff, fighting for the survival of dozens or hundreds of patients.
I hope that we don't forget that there are one or many such fates behind every number.


That was a pretty dark conclusion now, but I still wish you and all your friends and relatives a nice and healthy Thursday.
Best Regards,

Wolfgang Thiele



Kommentare

Beliebte Posts aus diesem Blog

Langsam steigende Virusausbreitung und Verdopplung der Suizide unter Jugendlichen: Japan Covid-19 Newsletter, 29. Oktober 2020

Schnelle Ausbreitung der Krankheit außerhalb Tokios und Ermöglichung der Wiedereinreise : Japan Covid-19 Newsletter, 30. Juli 2020

Japanische Zentralregierung kündigt hartes Vorgehen gegen Hygienesünder an und erntet scharfe Kritik für Ihre GoTo-Kampagne : Japan Covid-19 Newsletter, 22. Juli 2020