Japan Covid-19 newsletter, 08. April 2020


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Guten Morgen nach Europa,

hier sind die aktuellen Corona-Nachrichten aus Japan:


Laut Angaben des japanischen Gesundheitsministeriums gab es gestern 351 neue Corona-Fälle. Damit stieg die Gesamtzahl der Fälle auf insgesamt 4.257. Eine Person kam (in Tokio) ums Leben, womit die Zahl der Toten auf 81 angestiegen ist. Wenn man die Fälle auf der Diamond Princess mit einberechnet, dann liegt die Gesamtzahl der Fälle bei 4.929 und der Verstorbenen bei 92. (MHLW: Link) In Tokio gab es 80 neue Fälle. Davon waren 51 unter 50 Jahre alt. Insgesamt gab es bisher 1.195 Fälle in Tokio. Davon sind 27 momentan schwer erkrankt, während 83 das Krankenhaus bereits verlassen konnten. (MHLW: Link)


Die Zentralregierung hat bis zum 6. Mai den Notstand in den sieben Präfekturen Tokio, Osaka, Fukuoka, Kanagawa, Saitama, Chiba und Hyogo ausgerufen. Die Festlegung und Ausführung der Notstandsmaßnahmen obliegt den Präfektur-Gouverneuren. Im Gegensatz zu Notstandsregelungen in Deutschland und weiten Teilen Euro-Amerikas sind die Kompetenzen der Gouverneure, was Strafmaßnahmen anbelangt, sehr gering. Nähere Informationen, was der Notstand bedeutet, können Sie in den Newslettern vom 7. April (Link) und 6. April (Link) nachlesen.
Die Regierung hofft, durch den Notstand die Rate an Neuinfektionen innerhalb eines Monats um 70 bis 80 Prozent zu reduzieren. Dazu sollten Büroarbeiten soweit wie möglich von Zuhause erledigt werden und Unternehmen, bei denen eine Anwesenheit der Arbeitnehmer notwendig ist, die Arbeitszeit auf vier Wochentage beschränken. Außerdem sollten die Bürger möglichst zuhause bleiben und Versammlungen mit vielen Menschen, z.B. zum gemeinsamen Trinken, Essen oder Konzertbesuche, vermeiden. Würden diese Empfehlungen eingehalten, wäre es für die Bürger weiterhin möglich für Spaziergänge in der Nachbarschaft o.ä. auszugehen. (Yomiuri Shimbun, 08. April 2020)


Die Regierung Abe hat ein Notfall-Konjunkturprogramm in Höhe von 108,2 Billionen Yen beschlossen. Dazu hat sie beschlossen neue Schulden in Höhe von 16,8 Billionen Yen aufzunehmen. Weitere Informationen zum Konjunkturprogramm finden Sie im Newsletter vom 7. April (Link). (Yomiuri Shimbun, 08. April 2020)


Yashima Koji 矢嶋康次, Chefsvolkswirt des Nissei Kiso Kenkyujo ニッセイ基礎研究所, geht davon aus, dass die japanische Wirtschaft durch den Notstand um 5,7 Billionen Yen (1% des BIPs) schrumpfen wird. (Yomiuri Shimbun, 08. April 2020)



Soweit zu den Nachrichten des Tages. Hier noch ein paar persönliche Beobachtungen:

Nachdem am Sonntag deutlich weniger Menschen auf der Straße waren als sonst, hat sich das am Montag wieder „normalisiert“. Insgesamt lässt sich – auch heute morgen nach Beginn des Notstandes – keine große Veränderung des Lebens in Tokio feststellen. Der empfohlene Sicherheitsabstand wird nicht nur im Supermarkt nicht eingehalten, sondern auch an Orten, wo man ihn problemlos einhalten könnte. Heute morgen gab es z.B. eine lange Menschenschlange vor einer Apotheke – ironischerweise wurde auch hier dicht aneinandergedrängt in der Schlange gestanden. Von Hamsterkäufen habe ich bisher nicht viel mitbekommen, allerdings war es auffällig, dass ich gestern zwei Gruppen von Salariman gesehen habe, die Gepäckwagen durch die Straßen geschoben haben. Man sieht auch immer noch Menschen mit deutlichen Erkältungssymptomen, wie starken Schnupfen oder Husten, ohne Maske durch die Läden und Restaurants spazieren, als wäre nichts gewesen.

Vorgestern habe ich mein Fahrrad abgeholt, das Freunde in Kodaira-shi, wegen meiner Abreise nach Hokkaido in Dezember, für mich aufbewahrt hatten. (Da ich kein Auto besitze, ist ein Fahrrad, m.A.n. das sicherste Transportmittel, was Social Distancing anbelangt.) Dazu musste ich natürlich mit dem Zug fahren und der war sehr voll. Auf der Rückfahrt mit dem Fahrrad nach Taito-ku bin ich dann auch den Yasukuni-dori entlang durch Shinjuku gefahren und dort waren deutlich weniger Autos auf den Straßen als das normalerweise der Fall ist. Auch in der Gegend um Kabuki-cho, wo sich sonst riesige Massen an Fußgängern tummeln, waren sehr viel weniger Menschen unterwegs. Ich schätze mal mindestens 90 Prozent weniger als sonst. Aber zehn Prozent von eintausend sind immer noch einhundert Menschen. Es waren also immer noch ziemlich viele Menschen.

Der Gesamteindruck lässt sich also vielleicht als „gespenstische Normalität“ beschreiben.



Zum Ende noch ein paar nützliche oder interessante Links:

Eine nützliche Seite der Präfektur Tokio, in der Informationen rund um Covid-19 gesammelt werden, u.a. die Zahl der durchgeführten Tests: https://stopcovid19.metro.tokyo.lg.jp/en/. (Auf diesen Link hat mich freundlicherweise ein Leser aufmerksam gemacht.)


Eine Internetseite, die die Auslastung an ICU-Betten in ganz Japan wiedergibt. https://www.stopcovid19.jp/. Hierbei handelt es sich scheinbar um eine nicht-staatliche Initiative. Wie ersichtlich wird, sind die Krankenhäuser in den Präfekturen Tokio, Kanagawa, Gifu, Kyoto und Fukuoka derzeit deutlich überlastet. Allerdings sind zumindest die neuen ICU-Betten, die laut der Gouverneurin von Tokio seit Anfang der Krise in Tokio neu eingerichtet wurden, nicht mit einberechnet. (Auf diesen Link hat mich freundlicherweise derselbe Leser wie beim obigen aufmerksam gemacht. Vielen Dank!)


Hiermit möchte Sie auch noch einmal auf den Corona-Bot aufmerksam machen. Wenn Sie als Ausländer in Japan unterwegs sind und Corona-Symptome zeigen oder bloß nach Informationen suchen, könnte dieser Chatbot für Sie hilfreich sein. Er fragt Sie nach Krankheitssymptomen ab und empfiehlt Ihnen dann eine Hotline, an die sie sich zur Beratung oder Diagnose wenden können. Er ist über Amazon Alexa und Line kostenlos in den Sprachen Japanisch, Englisch, Deutsch und Mandarin verfügbar. Mehr Informationen hier http://www.easydialog.org/coronabot/ . Das hier ist keine bezahlte Werbung. Ich fand die Idee bloß super-hilfreich und verbreite sie gerne weiter, denn am Ende könnte es vielleicht tatsächlich Leben oder zumindest Nerven retten.



Damit wünsche ich Ihnen einen guten Mittwoch, sowie Ihnen und Ihren Freunden und Bekannten viel Gesundheit.
Mit freundlichen Grüßen aus Tokio,

Wolfgang Thiele.






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Good morning to Europe and the World,

here are the latest Corona news from Japan:


According to the Japanese Ministry of Health, Labor and Welfare, there were 351 new corona cases yesterday. This brought the total number of cases to 4,257. One person died (in Tokyo), bringing the death toll to 81. If you include the cases on the Diamond Princess, the total number of cases is 4,929 and the deceased are 92. (MHLW: Link) There were 80 new cases in Tokyo. Of these, 51 were under 50 years old. There have been a total of 1,195 cases in Tokyo so far. Of these, 27 are currently seriously ill, while 83 have already left the hospital. (MHLW: Link)


The central government declared a state of emergency in the seven prefectures of Tokyo, Osaka, Fukuoka, Kanagawa, Saitama, Chiba and Hyogo until May 6. The prefecture governors are responsible for determining and executing the emergency measures. In contrast to emergency regulations in Germany and large parts of Euro-America, the governors' power regarding punitive measures is very low. You can find more information on what the emergency means in the newsletters of April 7 (Link) and April 6 (Link).
The government hopes the emergency will reduce the rate of new virus infections by 70 to 80 percent within a month. As far as possible, office work should be done from home and companies that require workers to be present should limit their working hours to four days a week. In addition, citizens should stay at home if possible and avoid gatherings with many people, e.g. drinking, eating or going to concerts together. If these recommendations were followed, it would still be possible for citizens to go for walks in the neighborhood or the like. (Yomiuri Shimbun, April 8, 2020)


The Abe government has approved an emergency stimulus package of 108.2 trillion yen. To this end, it has decided to take on 16.8 trillion yen in new debt. Further information on the economic stimulus program can be found in the April 7 newsletter (Link). (Yomiuri Shimbun, April 8, 2020)


Yashima Koji 矢嶋康次, chief economist at the Nissei Kiso Kenkyujo ニ ッ セ イ 基礎 研究所, expects the Japanese economy to shrink by 5.7 trillion yen (1% of GDP) due to the emergency. (Yomiuri Shimbun, April 8, 2020)



So much for the news of the day. Here are a few more personal observations:


On Sunday, there were significantly fewer people on the streets than usual, this “normalized” again on Monday. Overall – even this morning after the onset of the emergency statelife in Tokyo does not seemed to have changed a lot. The recommended safety distance is not only not observed in the supermarket, but also in places where it could be easily maintained. There was a long line of people in front of a pharmacy this morning – ironically, there was a tight line in line here too. I haven't noticed much of hoarding so far, but it was striking that I saw two groups of Salariman pushing luggage carts through the streets. You can still see people clearly having clear symptoms of the cold, such as a severely running nose or cough, walking through the shops and restaurants without a mask, as if nothing had happened.

The day before yesterday I picked up my bicycle that friends in Kodaira-shi had kept for me because of my departure for Hokkaido in December. (Since I do not own a car, I think a bicycle is safest mode of transportation in order to observe social distancing.) Of course I had to take the train and it was very full. On the way back to Taito-ku by bike I drove past Shinjuku and there were significantly fewer cars on the streets than is normally the case. In the area around Kabuki-cho, where there are otherwise huge crowds of pedestrians, there were far fewer people around. I guess at least 90 percent less than usual. But ten percent of a thousand are still a hundred people. So there were still quite a few people.

So, I’d describe the overall impression as "eerily normal".



At the end a few useful or interesting links:


A useful web-page by Tokyo Prefecture that collects information related to Covid-19, including the number of tests performed: https://stopcovid19.metro.tokyo.lg.jp/en/. (A reader kindly drew my attention to this link.)


A website that shows the utilization of ICU beds across Japan. https://www.stopcovid19.jp/. This is apparently a non-governmental initiative. As can be seen, the hospitals in the prefectures of Tokyo, Kanagawa, Gifu, Kyoto and Fukuoka are currently significantly overloaded. However, at least the new ICU beds, which according to the governor of Tokyo have been set up in Tokyo since the beginning of the crisis, are not included. (This link was kindly provided by the same reader as above. Thank you!)


I would still like to draw your attention to the Corona bot. If you are a foreigner in Japan and show corona symptoms or are just looking for information, this chatbot could be helpful for you. It asks you about symptoms of illness and then recommends a hotline you can contact for advice or diagnosis. It is available free of charge in Japanese, English, German and Mandarin via Amazon Alexa and Line. More information here under this link. This is no paid advertising. I just found the idea super-helpful and like to spread it, because in the end it might actually save lives or at least nerves.



I wish you a nice Wednesday, as well as good health to you and all your friends and acquaintances.
Best wishes from Tokyo,

Wolfgang Thiele



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