Scharfe Kritik am Vorgehen der Zentralregierung & Verbesserungsmaßnahmen: Japan Covid-19 Newsletter, 22. Juni 2020

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Scharfe Kritik am Vorgehen der Zentralregierung & Verbesserungsmaßnahmen: Japan Covid-19 Newsletter, 22. Juni 2020


Guten Morgen nach Europa,

hier sind die neuesten Nachrichten aus Japan zum Thema Covid-19:


Gestern wurden in Japan 56 neue Infektionen mit Covid-19 bestätigt, davon 35 in der Präfektur Tokio. Niemand ist verstorben. Die Gesamtzahl der Infizierten seit Ausbruch der Krankheit stieg auf 17.916 (18.628*). Die Zahl der Todesopfer beträgt 953 (966*) Personen. (MHLW: Link; Präf. Tokio: Link)
* Zahlen enthalten Infektionen und Opfer auf Kreuzfahrtschiffen

Die konservative Yomiuri Shimbun scheint unzufrieden mit den Maßnahmen der japanischen Regierung und hat heute ihre Titelseite genutzt, um sieben Maßnahmen zur Vorbereitung auf weitere Coronawellen anzumahnen. Die Zeitung sieht die Zentralregierung in der Pflicht, eine Schlüsselrolle in der Bekämpfung der Krankheit einzunehmen. Zu den Maßnahmen gehören:
  • eine Ausweitung der japanischen Testkapazitäten, die nach Ansicht der Zeitung weit hinter denen in Europa und Nordamerika hinterherhinken, auf etwa 100.000 (PCR-)Tests pro Tag und die Sicherstellung der Lieferkette von medizinischer Ausrüstung und Medikamenten;
  • die Bekämpfung der Wirtschaftskrise mit mutigeren Schritten, anstatt bloß Geld in die Wirtschaft zu pumpen;
  • die zentrale Steuerung von Seuchenbekämpfung und Wirtschaftsmaßnahmen im Büro des Premierministers;
  • kein Aufschieben der Verantwortung auf die Regionen;
  • eine Beschleunigung der Anstrengungen, Online-Lernen für Schulen zu ermöglichen, um Unterricht auch bei Schulschließungen zu gewährleisten;
  • eine Stärkung des Multilateralismus in der Seuchenbekämpfung und insbesondere eine Reform und Stärkung der WHO unter japanischen und europäischer Initiative;
  • die Bekämpfung von „Corona-Diskriminierung“ u.a. durch Aufklärung.
Außerdem mahnt die Zeitung an, aus der ersten Coronawelle zu lernen. Insbesondere wird kritisiert, dass es beispielsweise in über der Hälfte als zur Behandlung von Infektionskrankheiten bestimmten Krankenhäusern in der Präfektur Toyama, die ein Hotspot der Krankheit war, überhaupt keine Experten für Infektionskrankheiten gab und in nur einem einzigem Krankenhaus mehr als einen. Dies hatte wahrscheinlich zur Verbreitung der Krankheit innerhalb eines Krankenhauses beigetragen. Insgesamt gibt es etwa 1500 auf Infektionskrankheiten spezialisierte Ärzte in Japan. Einerseits müsse dafür gesorgt werden, dass wieder mehr Spezialisten für Infektionskrankheiten ausgebildet würden, aber kurzfristig ein System geschaffen werden, damit Spezialisten schneller betroffenen Krankenhäusern zugewiesen werden könnten. Außerdem seien die Möglichkeiten von in die Krise geratenen kleinen und mittelgroßen Unternehmen, Hilfe für die Weiterbeschäftigung ihrer Belegschaft zu erhalten, nicht ausreichend. (Yomiuri Shimbun, 22. Juni 2020)


Heute gibt es leider keine neuen Links, aber ich möchte Sie natürlich weiterhin noch auf folgende Links hinweisen:
Eine nützliche Seite der Präfektur Tokio, in der Informationen rund um Covid-19 gesammelt werden, u.a. die Zahl der durchgeführten Tests: https://stopcovid19.metro.tokyo.lg.jp/en/.

Eine Internetseite, die die Auslastung an ICU-Betten in ganz Japan wiedergibt. https://www.stopcovid19.jp/. Hierbei handelt es sich scheinbar um eine nicht-staatliche Initiative.

Auf dieser von der japanischen Regierung betriebenen Internetseite wird die Zahl der Menschen, dich sich in den wichtigsten Bahnhöfen Tokios und Japans aufhalten oder ein- und aussteigen gezählt. Link (auf Japanisch)

Hiermit möchte Sie auch noch einmal auf den Corona-Bot aufmerksam machen. Wenn Sie als Ausländer in Japan unterwegs sind und Corona-Symptome zeigen oder bloß nach Informationen suchen, könnte dieser Chatbot für Sie hilfreich sein. Er fragt Sie nach Krankheitssymptomen ab und empfiehlt Ihnen dann eine Hotline, an die sie sich zur Beratung oder Diagnose wenden können. Er ist über Amazon Alexa und Line kostenlos in den Sprachen Japanisch, Englisch, Deutsch und Mandarin verfügbar. Mehr Informationen hier http://www.easydialog.org/coronabot/ . Das hier ist keine bezahlte Werbung. Ich fand die Idee bloß super-hilfreich und verbreite sie gerne weiter, denn am Ende könnte es vielleicht tatsächlich Leben oder zumindest Nerven retten.


Zu guter Letzt freue ich mich, wenn Sie diesen Newsletter via follow.it in dem Kästchen unten abonnieren. Ich habe ein kurzes Tutorial erstellt, damit Sie wissen, wie Sie die Einstellungen vornehmen, damit Sie den Newsletter täglich zur richtigen Uhrzeit und in voller Länge erhalten: Link.


Danke für die Lektüre. Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche.

Mit besten Grüßen,

Wolfgang Thiele
(wolfgang.thiele [at] fu-berlin.de)





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Sharp Criticism of the Central Government‘s Response and Proposals for Improvement: Japan Covid-19 Newsletter, June 22, 2020

(June 23 newsletter)

Good morning,

here are the latest news about the Covid-19 situation in Japan.


56 new infections were confirmed across Japan yesterday, 35 of which happened in Tokyo prefecture. No one has died. The total number of infection cases rose to 17,916 (18,628*). The death toll is 953 (966*). (MHLW: Link; Tokyo Prefecture: Link)
* Figures include infections and casualties on cruise ships

The conservative Yomiuri Shimbun appears dissatisfied with the measures taken by the Japanese government and has used its front page today to warn seven measures to prepare for further corona waves. The newspaper sees the central government's duty to play a key role in fighting the disease. The measures include:
  • expanding Japanese testing capabilities, which the newspaper believes are far behind those in Europe and North America, to around 100,000 (PCR) tests per day and securing the supply chain of medical equipment and medicine;
  • tackling the economic crisis with bolder steps instead of just pumping money into the economy;
  • centralized control of disease prevention and economic measures in the Prime Minister's office;
  • no relocating of responsibilities from the central government to the regions;
  • accelerating efforts to enable online learning for schools to ensure teaching even when school closes;
  • strengthening multilateralism in disease control, and in particular taking the initative together with the European Union member states to reform and strengthen the WHO;
  • fighting against "corona discrimination" e.g. through education.
In addition, the newspaper admonishes to learn from the first corona wave. In particular, it criticizes that, for example, in over half of designated hospitals for the treatment of infectious diseases in Toyama prefecture, which was a hotspot of the disease, were no infectious disease experts at all, and in only one hospital more than one specialist. This has probably contributed to the spread of the disease within a hospital. There are a total of around 1,500 doctors specializing in infectious diseases in Japan. On the one hand, it is necessary to ensure that more specialists in infectious diseases are being trained again, but also that a system has to be created at short notice so that specialists can be assigned to affected hospitals more quickly. In addition, the possibilities of small and medium-sized companies in crisis to get help to keep their workforce are inadequate. (Yomiuri Shimbun, June 22, 2020)


I, unfortunately, do not have any other new links today, but of course, would like to continue to draw your attention to the previously posted links:

A useful web-page by Tokyo Prefecture that collects information related to Covid-19, including the number of tests performed: https://stopcovid19.metro.tokyo.lg.jp/en/.

A website that shows the utilization of ICU beds across Japan. https://www.stopcovid19.jp/. This is apparently a non-governmental initiative.

This website, operated by the Japanese government, counts the number of people staying, boarding or disembarking in main train stations of Tokyo and Japan. As you can see, a decline of 60 to 80 percent is observed in almost all train stations. Link (in Japanese)

I would still like to draw your attention to the Corona bot. If you are a foreigner in Japan and show corona symptoms or are just looking for information, this chatbot could be helpful for you. It asks you about symptoms of illness and then recommends a hotline you can contact for advice or diagnosis. It is available free of charge in Japanese, English, German, and Mandarin via Amazon Alexa and Line. More information here under this link. This is no paid advertising. I just found the idea super-helpful and like to spread it, because in the end, it might actually save lives or at least nerves.


Last but not least, I’d be happy if you’d kindly consider subscribing to this newsletter via follow.it in the box above. I have created a short tutorial so that you know how to make the settings so that you receive the newsletter daily at the right time and in full length: Link.

Thank you for reading! I hope you will have a good start into the new week.

Best Regards,

Wolfgang Thiele
(wolfgang.thiele [at] fu-berlin.de)




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