Lockerungen in der Covid-Bekämpfung, kostenlose Tests für jede Schwangere in Tokio und Rückkehr eines mutmaßlichen Mörders aus Südafrika : Japan Covid-19 Newsletter, 6. September 2020


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Lockerungen in der Covid-Bekämpfung, kostenlose Tests für jede Schwangere in Tokio und Rückkehr eines mutmaßlichen Mörders aus Südafrika : Japan Covid-19 Newsletter, 6. September 2020


Guten Morgen nach Europa,

Hier sind die neuesten Nachrichten aus Japan zum Thema Covid-19:

Am 3. September wurden landesweit 645 neue Infektionen bestätigt,
davon 211 in Tokio, 81 in Kanagawa, 75 in Osaka, 18 in Aichi, 36 Fukuoka und 9 in Okinawa.

Am 4. September gab es landesweit 583 neue Infektionen,
davon 136 in Tokio, 108 in Kanagawa, 76 in Osaka, 33 in Aichi, 34 in Fukuoka und 28 in Okinawa.

Am 5. September gab es landesweit 597 neue Infektionen,
davon 181 in Tokio, 67 in Kanagawa, 76 in Osaka, 34 in Aichi, 27 in Fukuoka und 20 in Okinawa.

Im Laufe der letzten drei Tagen sind insgesamt 34 Personen verstorben.

Die Gesamtzahl der Infizierten seit Ausbruch der Krankheit stieg auf 70.711,
die Zahl der Todesopfer stieg auf 1.360 Personen.

(Asahi Shimbun: Link; NHK: Link)


Die japanische Regierung plant, allen, die eine Impfung für Covid-19 wünschen, diese kostenlos zur Verfügung zu stellen. (Der Artikel geht nicht darauf an, ob dies alle Einwohner Japans oder nur Staatsbürger betreffen soll.) Genauere Pläne zu den Impfrichtlinien der Regierung sollen Mitte des Monats veröffentlicht werden. Ältere Personen, solche mit Vorerkrankungen und solche mit erhöhtem Infektionsrisiko, wie z.B. Arbeiter im Gesundheitswesen, sollen nach dem derzeitigen Stand der Überlegungen bei der Vakzinierung priorisiert werden. (Yomiuri Shimbun, 4./5. September 2020)

Nach Vorstellungen des japanischen Gesundheitsministeriums sollen ab Oktober Hausärzte statt Gesundheitsämtern für die Untersuchung und Beratung von Covid-Verdachtsfällen zuständig sein. Gesundheitsämter sollen dann nur noch für die Beratung von Gesundheitsinstitutionen zuständig sein. Dadurch soll die Effizienz des Gesundheitssystems für die kommende Grippesaison gestärkt werden. (Yomiuri Shimbun, 5. September 2020)

Das japanische Bildungsministerium hat seine „Anleitung zur Seuchenbekämpfung“ 感染対策マニュアル (kansen taisaku manyuaru) für Schulen überarbeitet und die Maßnahmen weitreichend gelockert. In Zukunft reicht es auch in stark von der Pandemie betroffenen Regionen, wenn ein statt zwei Metern sozialer Distanz eingehalten wird. Das Prinzip des verteilten Schulunterrichts 分散登校 (bunsan tôkô) wird nicht weiter verfolgt und in Zukunft können 40 Kinder gemeinsam unterrichtet werden. (Yomiuri Shimbun, 4. September 2020)

Unter dem Slogan der Kampagne „Go To Eat“ haben bisher 33 der 47 Präfekturen Japans beschlossen, Restaurantgutscheine auszugeben, bei denen ein 25-prozentiger Aufschlag auf den Kaufpreis der Gutscheine gewährt werden soll. Unter den Präfekturen, die Gutscheine verteilen wollen, gehören ungeachtet der lokal hohen Infektionsraten Osaka, Aichi und Chiba. Tokio, Okinawa und Hokkaido, das momentan sehr wenige Infektionen aufzuweisen hat, aber einer der Schwerpunkte der ersten Coronawelle war, planen bisher nicht, an dem Programm teilzunehmen. (Yomiuri Shimbun, 5. September 2020)

Kamiya Sô 紙谷惣 (46), nach dem als Verdächtiger in einem Mord- und Entführungsfall international gefahndet wurde und seit 2003 in Südafrika lebte, kehrte aufgrund des Coronavirus am Abend des 3. Septembers an Bord eines Sonderfluges nach Japan zurück und wurde dort festgenommen. Als Grund für die Rückkehr nach Japan gab Kamiya an, dass er im Zuge der Coronakrise seine Arbeit in Südafrika verloren und kein Geld mehr hätte. Als Hauptverdächtiger in dem Fall gilt Matsui Tomoyuki 松井知行 (48), dem außerdem ein Vergewaltigungsfall mit Todesfolge an einem 38-jährigen Mann im Mai 2003 zur Last gelegt und der ebenfalls in Südafrika vermutet wird. Im Zuge der Coronakrise kam es zu mehreren Fällen, in denen Justizflüchtlinge im Ausland in ihre Heimat zurückkehrten und festgenommen wurden. (Yomiuri Shimbun, 4. September 2020)

Die Art und Weise, wie Japaner mit Covid-19 behandelt werden, unterscheidet sich von Präfektur zu Präfektur sehr stark.
So werden in der Präfektur Wakayama beispielsweise derzeit alle Menschen, bei denen Covid-19 festgestellt wurde, egal ob mit schweren Symptomen oder symptomfrei, in Krankenhäuser eingeliefert. Die Präfektur hat momentan Betten für 120 bis 400 Covid-Patienten sichergestellt und 137 weitere Betten in Hotels, sollte sich die Lage in der Präfektur verschlimmern.
Andere Präfekturen handeln wiederum entsprechend den Empfehlungen der Zentralregierung, leichte Covid-Fälle nicht in Krankenhäusern, sondern in Übernachtungseinrichtungen zu behandeln und stellen dementsprechend Zimmer in Hotels u.ä. sicher. So hat die Präfektur Gifu bspw. 466 Zimmer in 5 Orten innerhalb der Präfektur sichergestellt, die vorerst bis März 2021 vorgehalten werden sollen.
Die Unvorhersehbarkeit von Covid-19-Ausbrüchen stellt die Präfekturen vor Herausforderungen. So war Okinawa ursprünglich derselben Richtlinie gefolgt wie Wakayama und hat grundsätzlich alle Covid-Patienten in Krankenhäusern untergebracht, ohne Betten in Hotels o.ä. sicherzustellen. Als es dann schließlich zum sprunghaften Ausbruch der Krankheit kam, war das Gesundheitssystem der Präfektur schnell überlastet und die verfügbaren Krankenhäuser überbelegt, so dass die Behörden schnellstens Hotelzimmer sicherstellen mussten – was der Präfektur aufgrund der großen Tourismusindustrie dort vermutlich einfacher gelang, als es in anderen Präfekturen unter vergleichbaren Umständen möglich wäre.
Die Präfektur Tokio wurde ebenso von der zweiten Welle kalt erwischt, denn viele Verträge, die während der ersten Welle mit Hotels geschlossen wurden, liefen im Juni und Juli aus. (Yomiuri Shimbun, 5. September 2020)

Die Tokioter Gouverneurin Koike Yuriko hat angekündigt, dass die Präfektur die Kosten für Coronavirustests bei schwangeren Frauen in Höhe von bis zu 20.000 Yen übernehmen wird, auch wenn diese keine Symptome aufzeigen. (Yomiuri Shimbun, 5. September 2020)

Der Wert des japanischen Nikkei-Aktienindexes ist am 3. September zurück auf seinen Wert von vor der Coronakrise zurückgekehrt. (Yomiuri Shimbun, 4. September 2020)

Kabinettschefsekretär Suga hat angegeben, dass er Abes Politik zur Bekämpfung des Coronavirus fortsetzen würde, falls er zum Premierminister gewählt würde, was als sehr wahrscheinlich gilt. (Yomiuri Shimbun, 6. September 2020)


Ich möchte Sie natürlich weiterhin noch auf folgende Links hinweisen:

Auf dieser Seite von NHK werden die Infektionszahlen nach Präfekturen aufgeschlüsselt. (Link)

Eine nützliche Seite der Präfektur Tokio, in der Informationen rund um Covid-19 gesammelt werden, u.a. die Zahl der durchgeführten Tests: https://stopcovid19.metro.tokyo.lg.jp/en/.

Eine Internetseite, die die Auslastung an ICU-Betten in ganz Japan wiedergibt. https://www.stopcovid19.jp/. Hierbei handelt es sich scheinbar um eine nicht-staatliche Initiative.

Ich möchte Sie auf den folgenden Link zur Seite der deutschen Botschaft hinweisen, in der die seit dem 1. September geltenden Einreisebestimmungen nach Japan detailliert in deutscher und englischer Sprache erklärt werden: Hier klicken.

Auf dieser von der japanischen Regierung betriebenen Internetseite wird die Zahl der Menschen, dich sich in den wichtigsten Bahnhöfen Tokios und Japans aufhalten oder ein- und aussteigen gezählt. Link (auf Japanisch)

Hiermit möchte Sie auch noch einmal auf den Corona-Bot aufmerksam machen. Wenn Sie als Ausländer in Japan unterwegs sind und Corona-Symptome zeigen oder bloß nach Informationen suchen, könnte dieser Chatbot für Sie hilfreich sein. Er fragt Sie nach Krankheitssymptomen ab und empfiehlt Ihnen dann eine Hotline, an die sie sich zur Beratung oder Diagnose wenden können. Er ist über Amazon Alexa und Line kostenlos in den Sprachen Japanisch, Englisch, Deutsch und Mandarin verfügbar. Mehr Informationen hier http://www.easydialog.org/coronabot/ . Das hier ist keine bezahlte Werbung. Ich fand die Idee bloß super-hilfreich und verbreite sie gerne weiter, denn am Ende könnte es vielleicht tatsächlich Leben oder zumindest Nerven retten.


Zu guter Letzt freue ich mich, wenn Sie diesen Newsletter via follow.it in dem Kästchen unten abonnieren. Ich habe ein kurzes Tutorial erstellt, damit Sie wissen, wie Sie die Einstellungen vornehmen, damit Sie den Newsletter täglich zur richtigen Uhrzeit und in voller Länge erhalten: Link.


Vielen Dank für die Lektüre. Ich wünsche Ihnen einen guten Start in die neue Woche!

Mit besten Grüßen,

Wolfgang Thiele
(wolfgang.thiele [at] fu-berlin.de)




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Relaxation in the Fight against Covid, Free Tests for Every Pregnant Woman in Tokyo and the Return of an Alleged Murderer from South Africa : Japan Covid-19 Newsletter, September 6, 2020


Good morning,

Here is the latest news about the Covid-19 situation in Japan.

597 new infections were confirmed nationwide on September 3,
211 in Tokyo, 81 in Kanagawa, 75 in Osaka, 18 in Aichi, 36 in Fukuoka, and 9 in Okinawa.

On September 4, there were 429 new infections nationwide,
136 in Tokyo, 108 in Kanagawa, 76 in Osaka, 33 in Aichi, 34 in Fukuoka, and 28 in Okinawa.

On September 5, there were 635 new infections nationwide,
181 in Tokyo, 67 in Kanagawa, 76 in Osaka, 34 in Aichi, 27 in Fukuoka, and 20 in Okinawa.

A total of 34 people passed away during the last three days.

The total number of people infected since the onset of the disease rose to 70,711,
the death toll rose to 1,360 people.

(Asahi Shimbun: Link; NHK: Link)

The Japanese government plans to make Covid-19 vaccinations freely available to all persons (the article does not state whether this applies to all citizens of Japan or residents too). More detailed government plans will be published in the middle of the month. According to current thinking, elderly people and people with pre-existing conditions and those with a higher infection risk, like healthcare workers for example, will receive vaccinations as a priority. (Yomiuri Shimbun, 4./5. September 2020)

According to a presentation of the Japanese Health Ministry, primary physicians will be responsible from October for the examination of, and advice for, suspected Covid cases instead of healthcare officers. Healthcare officers should only be responsible for advising health institutions. This should strengthen the efficiency of the health system in the coming flu season. (Yomiuri Shimbun, 5. September 2020)

The Japanese Education Ministry has overhauled “Instructions for Disease Control” 感染対策マニュアル (kansen taisaku manyuaru) for schools and the restrictions have been eased. In the future, even regions with a lot of infections will observe a one-meter social distance rule, instead of two meters. The concept of distributing school hours 分散登校 (bunsan tôkô) will no longer be followed and, in the future, forty students may be taught together. (Yomiuri Shimbun, 4. September 2020)

Under the „Go-to-Eat“ campaign slogan, 33 of the 47 Japanese prefectures have resolved to issue restaurant vouchers with which twenty-five percent premium of the selling price of the voucher will be granted. Among the prefectures that want to distribute vouchers include Osaka, Aichi and Chiba, regardless of the high local infection rates. Tokyo, Okinawa and Hokkaido are currently not planning to participate in the program. They have shown low infection rates at present, but they were virus hotspots during the first wave. (Yomiuri Shimbun, 5. September 2020)

Kamiya Sô 紙谷惣 (46), who was wanted internationally as a suspect in a murder and kidnapping case and has lived in South Africa since 2003, has returned to Japan on the evening of 3 September on board a special flight. He has been taken into custody. As a reason for his return to Japan, Kamiya said he has lost his job due to the coronavirus in South Africa and has no more money. As a main suspect in the case, Matsui Tomoyuki 松井知行 (48), who is also suspected of a 2003 rape case with fatal consequences of a thirty-eight year old man, is also believed to live in South Africa. In the course of the corona crisis, many cases have occured in which those who have absconded from justice have returned to their home countries and have been arrested. (Yomiuri Shimbun, 4. September 2020)

The Japanese approach to Covid-19 has varied strongly from prefecture to prefecture. So, for example, in the prefecture Wakayama, all Covid infected persons are taken to hospital regardless of the severity of their symptoms. At the moment, the prefecture has secured beds for 120 to 400 Covid patients, and a further 137 beds in hotels should the situation in the prefecture worsen.
Other prefectures are not sending Covid cases with light symptoms to hospitals but to overnight facilities, following recommendations from the central government. Accordingly, these prefectures have secured hotels rooms etc. Gifu Prefecture has, for example, secured 466 rooms in 5 locations within the prefecture, and these rooms should be reserved from now until March 2021.
The unpredictability of Covid outbreaks poses a challenge for the prefectures. Okinawa originally followed the same guidelines as Wakayama and has principally sent all Covid patients to hospitals, and did not secure any beds in hotels. As the outbreak arrived, the prefecture’s health system was quickly overwhelmed. The hospitals overflowed with patients, and ministries had to quickly secure hotel rooms which, given this prefecture’s large tourism industry, was probably easier than it would be in other prefectures with similar infection conditions.
Likewise, Tokyo Prefecture was caught offguard by the second wave as many contracts that had been signed with hotels during the first wave expired in June and July. (Yomiuri Shimbun, 5. September 2020)

The governess of Tokyo Koike Yuriko has announced the prefecture will cover the cost of coronavirus tests for pregnant women up to 20,000 Yen, even if they do not show any symptoms. (Yomiuri Shimbun, 5. September 2020)

On 3 September, the Nikkei stock index has returned to its pre-pandemic value. (Yomiuri Shimbun, 4. September 2020)

Chief Cabinet Secreatary Suga has indicated that he will continue Abe’s approach to fighting the coronavirus in the likely event he becomes Prime Minister. (Yomiuri Shimbun, 6. September 2020)

I would like to continue to draw your attention to these previously posted links:

A useful web-page by Tokyo Prefecture that collects information related to Covid-19, including the number of tests performed: https://stopcovid19.metro.tokyo.lg.jp/en/.

A website that shows the utilization of ICU beds across Japan. https://www.stopcovid19.jp/. This is apparently a non-governmental initiative.

This website, operated by the Japanese government, counts the number of people staying, boarding or disembarking in main train stations of Tokyo and Japan. As you can see, a decline of 60 to 80 percent is observed in almost all train stations. Link (in Japanese)

I would still like to draw your attention to the Corona bot. If you are a foreigner in Japan and show corona symptoms or are just looking for information, this chatbot could be helpful for you. It asks you about symptoms of illness and then recommends a hotline you can contact for advice or diagnosis. It is available free of charge in Japanese, English, German, and Mandarin via Amazon Alexa and Line. More information here under this link. This is no paid advertising. I just found the idea super-helpful and like to spread it, because in the end, it might actually save lives or at least nerves.


Last but not least, I’d be happy if you’d kindly consider subscribing to this newsletter via follow.it in the box above. I have created a short tutorial so that you know how to make the settings so that you receive the newsletter daily at the right time and in full length: Link.

Thank you for reading! I wish you a good start into the new week!

Best Regards,

Wolfgang Thiele
(wolfgang.thiele [at] fu-berlin.de)
Edited by Tom Smith
Translated by Sophia Cheng







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